Wie lange dauert eine Patenschaft?
Eins vorweg: Eine vertragliche Bindung gibt es bei keiner der Organisationen in diesem Vergleich. Jede Patenschaft kann auch jederzeit gekündigt werden und zwar ohne Angabe von Gründen. Ansonsten kann das Kind unterstützt werden bis es erwachsenen ist. World Vision gibt eine durchschnittliche Länge der Patenschaft von 12-15 Jahren an. Bei der Kindernothilfe wird ein Unterstützungs-Zeitraum von ungefähr 5 Jahren angegeben. Allerdings gibt es auch durchaus andere Faktoren, durch die eine Patenschaft frühzeitig beendet wird. Denn manche Familien ziehen aus der unterstützten Region weg, ohne mit der jeweiligen Organisationen in Kontakt zu bleiben, so dass die Verbindung abreißt. In einem solchen Fall wird der Spender informiert und kann sich überlegen, ob er die Region weiterhin unterstützen oder eine andere Patenschaft übernehmen möchte.
Wofür werden die Spenden eingesetzt?
In der Regel werden die Spenden für Lebensmittel, Kleidung, medizinische Versorgung und den Schulbedarf verwendet. Die Paten helfen aber nicht nur ausschließlich dem eigenen Patenkind. Das Ziel aller Organisationen ist es, mit Spenden und Projekten ein ganzes Gebiet zu unterstützen.
Das bedeutet, die Spenden kommen vor allem zum Einsatz, wenn es darum geht die Infrastruktur zu verbessern: Brunnen werden errichtet, Schulen gebaut, Fortbildungen für Erwachsene angeboten. Auch Aufklärung spielt eine wichtige Rolle, gerade in Ländern in denen die weibliche Genitalverstümmelung gängige Praxis ist. Nur durch die Vermittlung von Wissen kann erreicht werden, dass die blutige Praktik nicht mehr ausgeübt wird.
Somit wird also nicht nur das Patenkind finanziell unterstützt, sondern das Umfeld in dem es lebt. Denn damit wird eine eine dauerhafte Veränderung geschaffen, um das Leben der Kinder vor Ort nachhaltig zu verbessern.

Kinderhilfswerk: Kommt wirklich jeder Cent an?
Nicht ganz. Das ist wohl unmöglich bei Hilfswerken dieser Größenordnung. Schließlich müssen auch die Ausgaben der Organisationen berücksichtigt werden, darunter fallen beispielsweise Porto, Telefonkosten, Verwaltungskosten – aber auch Mitarbeiter vor Ort und in den deutschen Büros müssen bezahlt werden. Aber auch die Werbekosten, um neue Spender zu gewinnen kosten natürlich Geld.
Wichtig zu betonen ist allerdings, dass der Großteil der Spenden ankommt, wo er gebraucht wird. Und gäbe es diese Hilfsorganisationen nicht, würde deutlich weniger getan werden und es gäbe kaum Möglichkeiten für Spender, Unterstützung zu leisten.
Die staatlichen Einrichtungen sind in den Ausgaben oft nicht so transparent wie die privaten. Plan, World Vision und Co. halten ihre Förderer durch jährliche Berichte auf dem Laufenden und legen ihre Einnahmen und Ausgaben offen. Bei den Einrichtungen in unserem Vergleich werden im Durchschnitt 2 % der Spenden für Verwaltung und 18 % für Öffentlichkeitsarbeit und Werbung ausgegeben.
Ausgezeichnet mit dem DZI-Siegel
Es gibt verschiedene Siegel und Auszeichnungen die auf die Transparenz der Organisationen hinweisen. Eines der wichtigsten Siegel ist das Spendensiegel Deutsches Zentralinstitut für Soziale Frage (DZI). Um das zu erhalten wird nicht nur geprüft wie transparent die Ein- und Ausgaben sind, sondern wie wirtschaftlich effektiv und nachhaltig die Gelder eingesetzt werden.

In Deutschland tragen rund 230 Organisationen dieses Siegel. Kritiker bemängeln, dass es nach bestandener Prüfung für 500 Euro eingekauft werden muss. Das bedeutet, es fallen wiederum Ausgaben an, die nicht bei den Bedürftigen landen. Besonders kleinere Hilfswerke, die ihr Geld nicht für ein solches Siegel ausgeben möchten, kommen dabei schlechter weg. Einerseits ist die Kritik berechtigt, andererseits schaffen diese Kennzeichnungen und Prüfungen mehr Sicherheit für die Spender und veranlassen die Hilfswerke dazu, transparent zu arbeiten.
Große oder kleine Kinderhilfswerke untersützen?
Große Organisationen haben höhere Ausgaben, vor allem durch die Werbung. Ein Grund, weshalb sich ein potentieller Pate für eine kleinere Organisation entscheiden könnte. Schließlich sorgen diese auch dafür, dass das Geld dort landet, wo es gebraucht wird. Der Nachteil: Bei kleineren Organisationen existieren weniger bis keine unabhängigen Kontrollen. Deshalb ist eine ausgiebige Recherche vor der Entscheidung, wen man unterstützt, unerlässlich. Schließlich möchte jeder Spender sicher sein, dass das Geld den richtigen Menschen hilft.
Der größte Vorteil von Einrichtungen wie Plan International, UNICEF, World Vision und Co. ist, dass sie alle bereits jahrelange Erfahrung gesammelt haben. Denn es geht ja nicht nur darum, wie viel Geld zur Verfügung steht, sondern wie und wo es eingesetzt wird. Kostengünstiges Planen und Durchführen ist enorm wichtig, um möglichst viel mit wenig Mitteln zu verändern. Und wie schon beschrieben, werden die großen Organisationen zwar stärker geprüft und bieten somit mehr Sicherheit für die Spender, aber die Ausgaben für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit sind eben auch deutlich höher.
Somit gibt es bei kleinen und großen Hilfswerken Vor- und Nachteile. Die Kleineren konzentrieren sich meist auf wenige Länder, die Großen sind weltweit aktiv. Wen man letztendlich unterstützt, muss jeder für sich entscheiden. In jedem Fall ist es wichtig, sich gründlich zu informieren, ob kleine Spendeneinrichtungen ebenfalls ihre Ausgaben offen legen und wofür sie sich genau einsetzen.

Das Spiel mit den falschen Erwartungen
Die klassische Vorstellung, wie so eine Patenschaft aussieht, ist wohl die, dass es ein spezielles Kind gibt, das mit einer regelmäßigen Spende unterstützt wird. Es existiert also die allgemeine Erwartung, dass alles, was gespendet wird, genau diesem einen Kind zu gute kommt. Das entspricht allerdings nicht der Realität.
Es gibt zahlreiche Artikel und Foren, in denen die hier vorgestellten Organisationen dafür kritisiert werden, dass eben nicht dem ausgewählten Kind allein geholfen wird. Eine etwas unberechtigte Kritik. Denn auf ihren Webseiten wird extra darauf hingewiesen, dass das Geld auch der gesamten Region helfen soll, in dem das Kind lebt. Trotzdem unterliegen viele Menschen falschen Erwartungen, die zum größten Teil durch irreführende Werbung entstehen.
Patenschaften geben Spenden ein Gesicht. Klar, dass das Einzelschicksal eines hilfsbedürftigen Kindes emotional mehr berührt, als die Tatsache, dass es in vielen Ländern an Schulen fehlt. Das Gefühl, ein Kind am anderen Ende der Welt persönlich und finanziell zu unterstützen, bewegt die Menschen aber eher dazu, eine langfristige Förderung einzugehen.

Wenn dann aber nicht das Kind voll versorgt wird, sondern ein Brunnen errichtet wird, erweckt das bei einigen Spendern zunächst den Eindruck, hinters Licht geführt worden zu sein, obwohl das Geld so deutlich effektiver eingesetzt wird. Befasst man sich näher mit dem Thema wird klar, warum das Geld eben nicht nur einem Patenkind und dessen Familie zu Gute kommt: Der Nutzen wäre gering.
Wie schon beschrieben, ist es das Ziel der Hilfswerke, Zukunftsperspektiven zu schaffen, um möglichst vielen Menschen langfristig zu helfen. Davon haben auch die Patenkinder etwas und durch Briefwechsel oder sogar Besuche, erfahren die Spender von den Veränderungen und Verbesserungen im Ort.
Briefwechsel – im Kontakt mit dem Patenkind
Viele Spender finden es schön, per Brief mit ihren Patenkindern in Kontakt zu treten. So kann das Kind bestenfalls selbst beschreiben, wie es lebt und wie sich seine Umgebung mit Hilfe der Spendengelder positiv verändert. Wer sich also über hohe Verwaltungskosten beschwert, sollte sich im Klaren sein, dass eben auch solche Briefwechsel Kosten bei der Organisation verursachen.
Denn diese Briefe müssen eventuell von Mitarbeitern übersetzt und zum Teil auch geschrieben werden, wenn das Kind selbst nicht dazu in der Lage ist. Auch haben nicht alle Kinder Lust, zu antworten, was die Hilfsorganisationen auf ihren Webseiten deutlich machen. Die Patenkinder unterliegen keiner Verpflichtung, zu antworten.

Trotzdem ist ein Wenn ein regelmäßiger Austausch per Brief natürlich sinnvoll und wünschenswert. Viele berichten sehr positiv über diesen kulturellen Austausch. Das Patenkind und der Pate lernen etwas über die Gepflogenheiten des anderen und eine emotionale Bindung kann entstehen. Das schafft auch mehr Verständnis für die Lebenssituationen und kann helfen, Vorurteile zu entkräften und sich aktiver einzusetzen.
Wem ein persönlicher Kontakt wichtig ist, der sollte bedenken, dass ein reger Austausch nicht immer möglich ist. Natürlich werden die Spenden trotzdem sinnvoll eingesetzt. Alternativ kann bei den Organisationen auch eine Patenschaft für ein Dorf oder ein bestimmtes Projekt übernommen werden, über dessen Fortschritt man regelmäßig informiert wird. Denn der Bau von Schulen und die damit verbundene Bildung beispielsweise ist für alle Kindern sehr wichtig.
Wer sich eine Einzelförderung wünscht, hat die Möglichkeit, bei den SOS Kinderdörfern eine zweckgebundene Spende zu entrichten. Die kann in Form eines Sparguthabens angelegt sein. Das Kind erhält hier nach beendeter Ausbildung das Geld, wenn es das Kinderdorf verlässt.
Keine Kinderpatenschaft bei UNICEF
UNICEF ist die einzige der hier vorgestellten Hilfsorganisationen, die keine klassische Kinderpatenschaften anbietet. Dafür ist es Spendern möglich, ganz gezielt bestimmte Projekte zu unterstützen. So setzt UNICEF nicht auf finanzielle Hilfe für einzelnen Kindern, sondern auf bestimmte Hilfsgüter. UNICEF versichert auf seiner Webseite, dass gezielte Spenden auch für den jeweiligen Zweck eingesetzt werden und nur dann abweichen, wenn dafür zur Zeit keine Spenden benötigt werden. In dem Fall werden die Spenden für ein thematisch verwandtes Land oder Zweck eingesetzt.
So vermitteln Hilfsorganisationen Patenschaften
In der Regel kann man im Internet entscheiden, welches Patenkind Unterstützung bekommen soll. Dabei entscheidet entweder das Kinderhilfswerk, welches Kind am dringendsten Hilfe benötigt oder man wählt selbst Geschlecht und Herkunftsland (bzw. Region) des Kindes aus.
Klingt ein bisschen wie Online-Shopping, für manche Spender spielt die selbstbestimmte Auswahl aber eine wichtige Rolle. Einige möchten vielleicht lieber ein Mädchen unterstützen, weil gerade die in vielen Ländern in Sachen Bildung noch benachteiligt werden. Andere würden gern einen Jungen unterstützen, weil sie eventuell selbst Söhne oder eben nur Töchter haben. Welche Motivation auch dahinter steckt, außer bei SOS Kinderdörfern kann das Geschlecht bei allen Hilfswerken gewählt werden.

Viele haben eine persönliche Bindung zu einem bestimmten Land, ob durch einen Urlaub oder durch Familie und Freunde. Deshalb möchten eben einige Spender ihr Geld auch gezielt in der bevorzugten Region zur Verfügung stellen. Welche Gründe es für eine solche Favorisierung geben mag, bei allen Organisationen besteht die Möglichkeit, aus verschiedenen Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika zu wählen. Eine Ausnahme ist allerdings die Kindernothilfe. Bei ihr kann man einen Kontinent, nicht aber einzelne Länder auswählen. Dagegen findet man bei SOS Kinderdörfer die größte Auswahl. Dort kann man sogar osteuropäische oder nordamerikanische Länder unterstützen.
Besonderheiten bei Plan Inernational
Bei Plan International erfährt man zwar wenig über das Kind, dafür aber viel über die Region, das gilt zumindest für die Wahl übers Internet. Entscheidet man sich für ein Land, wird einem ein potentielles Patenkind vorgeschlagen. Anfangs erfährt man erst einmal nur den Namen des Kindes und welche Schwierigkeiten in der Region herrschen. So weiß der Spender gleich, wofür der Großteil des Geldes eingesetzt wird. Das kann in manchen Gebieten der Wiederaufbau nach Naturkatastrophen, die medizinische Versorgen nach einer Epidemie oder der Bau von Schulen und die Verbesserung der Infrastruktur sein.
Unsere Recherche hat ergeben, dass man nach einem Telefonat mit Plan International mehr Informationen über das mögliche Patenkind bekommen kann. Welche Kinder leben in dem gewünschten Land, wie alt sind sie ungefähr, wie sieht ihr Familienleben aus, welche Projekte werden in der Region durchgeführt? Auf diese Weise bekommt man deutlich mehr Informationen als auf der Webseite.
Wer unsicher ist, ob er spenden möchte, sollte bei seiner Wunsch-Einrichtung anrufen und seine Fragen klären. Und egal für welches Land und Kind man sich letztendlich entscheidet – das Geld wird dringend benötigt.

Informationen zum potenziellen Patenkind im Internet
World Vision
- schlägt mit kurzem Steckbrief, Foto und Video ein Patenkind vor
- individuelle Anfrage per Mail sind möglich
- Online-Auswahl: Wer braucht es am nötigsten / Land / Geschlecht / Geschlecht egal
Plan International
- schlägt ein Kind vor
- Auswahl: wer braucht es am nötigsten / Land / Geschlecht / Geschlecht egal
- es wird angezeigt: Name des Kindes und welche Hilfe in der Region aktuell gebraucht wird
UNICEF
- Wahl zwischen Sach-Patenschaften
- 15 € Rund 70 Dosen Masern-Impfstoff für Kinder
- 20 € Babypaket mit Seife, Stoffwindeln und weiterem Bedarf für Krisenregionen
- 36 € Erdnusspaste für ein Kind für einen Monat
Kindernothilfe
- Auswahl: wo es am nötigsten ist / Geschlecht / Geschlecht egal / Kontinent
- Auswählbar ist außerdem, wie man Neuigkeiten erhalten möchte: jährlicher Entwicklungsbericht / gegenseitiger Briefkontakt
- konkrete Details erfährt man erst nach Abschluss
SOS Kinderdörfer
- Auswahl: wo es am nötigsten ist / Kontinent / Land
- konkrete Details erfährt man erst nach Abschluss

Gezielte Hilfe im Urlaub
Kleiner Tipp: Auch im Urlaub können Sie helfen. Gerade in ärmeren Ländern fehlt es an allem. Im Vorfeld gern informieren und einfach etwas mehr in den Koffer packen und die Sachen vor Ort verschenken. Gerade Hygieneartikel oder Schreibbedarf für Kinder wird benötigt. Auch Kleidung kann gespendet werden.
Selbst wenn das nur eine kurzfristige Hilfe ist, gibt man den Einheimischen etwas zurück und tut in seinem Urlaub etwas Gutes. Außerdem erfährt man durch den Kontakt zu Einheimischen, woran es mangelt und wie man helfen kann.
Fazit
Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass das gängige Patenschaftsmodell nicht zutrifft. Es kann zu einem regen Briefwechsel kommen, von dem beide Seiten profitieren und man sehr nah am Leben des Kindes teilhaben kann. Es ist aber auch möglich, dass kaum ein Austausch stattfindet.
Anders als von vielen gedacht, wird nicht ein einzelnes Kind unterstützt, sondern überwiegend ein ganzes Dorf und verschiedene Projekte, die zum Aufbau und zu einer verbesserten Infrastruktur nötig sind. Ziel ist es, mit den Spenden das Umfeld des Kindes nachhaltig zu verbessern.
Nicht jeder Cent, aber der Großteil kommt bei den Bedürftigen an. Anders ist das bei den großen Organisationen nicht möglich. Dafür arbeiten sie sehr effektiv und verfügen über ein jahrelang angesammeltes Know-How.

Von der Globalisierung profitieren vor allem die westlichen Länder, die günstig in ärmeren Ländern produzieren können. Die Herstellung von Kleidung, Kinderarbeit auf Kaffee- und Kakao-Plantagen und die Privatisierung von Trinkwasser sind nur einige Punkte, bei denen die Industrie Menschen aus Dritte Welt- und Schwellen-Ländern ausbeutet.
Dagegen vorzugehen ist eigentlich Sache der Politik, doch wenn diese versagt, sind private Hilfsorganisationen notwendig, um Hilfe zu leisten. Wer sich aktiv einsetzen möchte, damit die Menschen mehr Chancen erhalten, ist mit einem Kinderhilfswerk gut beraten. Dabei ist es wichtig sich genau zu informieren.
Die Kritik an den Kinderhilfswerken ist durch die irreführende Werbung zum Teil berechtigt. Am Ende sind die Hilfsorganisationen auch ein Unternehmen, das durch Marketingstrategien Spender wirbt.
Der Großteil des Geldes von rund 80% wird sehr effektiv eingesetzt, um nachhaltig Zukunftsperspektiven zu bieten. Durch Briefwechsel haben die Kinder die Möglichkeit, ihre Lebensumstände zu schildern, was wiederum Verständnis und Offenheit schafft. Die Hilfsorganisationen arbeiten mit hoher Transparenz und halten ihre Spender mit jährlichen Berichten auf dem Laufenden. Die Servicehotlines von World Vision, Plan International, SOS Kinderdörfer, UNICEF und Kindernothilfe helfen bei Fragen weiter.